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[[Datei:Eugen Sägher.jpg|mini|Eugen Sänger]]
'''Eugen Sänger''' (* [[22. September]] [[1905]] in [[Přísečnice|Preßnitz]], [[Österreich-Ungarn]]; † [[10. Februar]] [[1964]] in [[Berlin]]) war ein österreichischer [[Ingenieur]] und Pionier auf dem Gebiet der [[Luftfahrt|Luft-]] und [[Raumfahrt]].
 
== Leben ==
=== Ausbildung ===
Eugen Sänger besuchte nach dem frühen Verlust des Vaters die Elementarschulen in [[Budapest]] und [[Kelenföld]]. Bereits 1918 ließ Sänger sich durch den Roman ''[[Auf zwei Planeten]]'' von [[Kurd Laßwitz]] für die damals noch utopische Raumfahrt begeistern. In den 1920er Jahren studierte er an den Technischen [[Hochschule]]nTechnische inUniversität Graz|TU [[Graz]] und [[Technische Universität Wien|TU Wien]] [[Bauingenieurwesen|Bauingenieurswesen]]. 1926–1942 konzipierte er das [[Hyperschallgeschwindigkeit|Hyperschall]]-[[Raumflugzeug]],<ref name="Raumfahrt">Eugen Sänger: ''[[Raumfahrt (Sänger)|Raumfahrt: heute – morgen – übermorgen]].'' [[Econ Verlag|Econ]], Wien / Düsseldorf 1963, Umschlag</ref> 1929 ließ er heimlich ein Raketenmodell aufsteigen.<ref>Fernard Verger, Isabelle Sourbès-Verger, Raymond Ghirardi: ''The Cambridge Encyclopedia of Space – Missions, Applications and Exploration.'' [[Cambridge University Press]], Cambridge (Vereinigtes Königreich) 2003, S. 87.</ref> Sein erster [[Dissertation]]sentwurf mit dem Konzepttitel ''Raketenflugtechnik'' wurde an der [[Technische Hochschule Wien|Technischen Hochschule Wien]] abgelehnt. Einen überarbeiteten Teil veröffentlichte er 1933 als Buch.
 
Er wurde mit einer Dissertation zur [[Statische Berechnung|Statik]] des Fachwerkflügels 1930 promoviert und begann als wissenschaftlicher Assistent mit ersten Forschungsarbeiten zum [[Rakete]]nantrieb mit flüssigen Treibstoffen.
Er wurde mit einer Dissertation zur [[Statische Berechnung|Statik]] des Fachwerkflügels 1930 promoviert und begann als wissenschaftlicher Assistent mit ersten Forschungsarbeiten zum [[Rakete]]nantrieb mit flüssigen Treibstoffen. Von 1932 bis 1945 nahm er erste Prüfstandsversuche mit Flüssigsauerstoff/Kohlenwasserstoff-Hochdruck-Raketenmotoren in Röhrchenkonstruktion mit großen Feuerdüsen-Öffnungswinkeln vor.<ref name="Raumfahrt" /> Sänger wurde am 24. Oktober 1932 Mitglied der [[NSDAP]] in Wien-Landstraße (Mitgliedsnummer 1.303.775).<ref>Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/18131123</ref> Nach eigenen Angaben wurde er 1933 als [[Schutzstaffel|SS]]-Mann im [[Austrofaschismus|austrofaschistischen]] [[Ständestaat (Österreich)|Ständestaat]] bei illegalen Übungen verhaftet und befürchtete anschließend, aufgrund seiner politischen Gesinnung seine Stelle an der Technischen Hochschule zu verlieren. Dies dürfte der Grund gewesen sein, wieso Sänger in der Folge als „Illegaler“ kaum noch in Erscheinung trat und die Partei verließ. Diese Untätigkeit wurde ihm später vom NS-Regime angelastet, Anträge auf Neuaufnahme in die NSDAP ab 1939 wurden fortan abgelehnt.<ref name="strassennamen">[http://www.wien.gv.at/kultur/abteilung/pdf/strassennamenbericht.pdf Straßennamen Wiens seit 1860 als „Politische Erinnerungsorte“] (PDF; 4,2&nbsp;MB), S. 170 f., Forschungsprojektendbericht, Wien, Juli 2013.</ref>
 
=== Die Zeit des Nationalsozialismus ===
1935/36 war das Reichsluftfahrtministerium auf Sänger aufmerksam geworden, 1936, während der [[Zeit des Nationalsozialismus]], zog er nach Deutschland um und wurde auch eingebürgert. Hier errichtete und leitete er für das [[Reichsluftfahrtministerium]] die Raketentechnische Forschungsstelle [[Trauen]] in der [[Lüneburger Heide]] und war an der Entwicklung von Hochdruckbrennkammern maßgeblich beteiligt. 1938 arbeitete er zuerst über freie [[Molekulare Strömung|Molekularströmung]].<ref name="Raumfahrt" /> 1939 unternahm er erste Versuche mit Überschall-[[Raketenschlitten]]bahnen,<ref name="Raumfahrt" /> 1939–1945 erste Flugschleppversuche mit Hochtemperatur-[[Staustrahltriebwerk]]en.<ref name="Raumfahrt" /> 1942 entließ man ihn in Trauen wegen mangelnder Kooperation. Später wurde er als Abteilungsleiter an der deutschen Versuchsanstalt für Segelflug in [[Ainring]] wieder eingestellt, an der er auch das von [[René Lorin]] entwickelte Staustrahlrohr (Ramjet, d.&nbsp;h. Staustrahltriebwerk) weiterentwickelte, mit dem eine mehrfache Schallgeschwindigkeit erreicht werden konnte. Sänger testete es an verschiedenen [[Bomber]]n der deutschen [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]]. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] arbeitete er zu Beginn im Rahmen des [[Amerikabomber]]projektes an der Entwicklung eines raketengetriebenen Orbitalbombers ([[Silbervogel]]). Nach der Niederlage in Stalingrad 1943 wurde das Projekt wegen Ressourcenmangels aufgegeben und man konzentrierte sich auf schnell realisierbare Projekte. Langfristig arbeitete er an der Entwicklung einer [[Raumfähre]], die er ''Raumboot'' nannte und die zum Transport von Personen und Fracht zwischen Erdboden und [[Orbit (Himmelsmechanik)|Orbit]] bzw. [[Raumstation]]en dienen sollte. 1946 ging Sänger nach Frankreich, wo er für die dortigen [[Flugzeug]]hersteller verschiedene Entwicklungen betrieb, u.&nbsp;a. das Experimentalflugzeug [[Nord 1500]], und schließlich die [[Internationale Astronautische Föderation]] mitbegründete. Dieser stand er ab seiner Wahl auf dem Internationalen Astronautischen Kongress in London 1951<ref name="Hoffmann" /> für zwei Jahre vor.
Anfang der 1930er Jahre hielt Sänger auch Vorträge im Rundfunk, so am 26. September 1932 zum Thema „Fernflüge mit Raketenflugzeugen“<ref>{{ANNO|nwb|22|09|1932|14|Wiener Radio-Programm. Montag, 26. September|HERVORHEBUNG=Eugen&#32;Sänger}}</ref> oder im Oktober 1933 über den Stand der Raketentechnik.<ref>{{ANNO|aze|30|10|1933|4|Gesprochener Funk|HERVORHEBUNG=Eugen&#32;Sänger}}</ref>
 
Von 1932 bis 1945 nahm er erste Prüfstandsversuche mit Flüssigsauerstoff/Kohlenwasserstoff-Hochdruck-Raketenmotoren in Röhrchenkonstruktion mit großen Feuerdüsen-Öffnungswinkeln vor.<ref name="Raumfahrt" />
 
Er wurde mit einer Dissertation zur [[Statische Berechnung|Statik]] des Fachwerkflügels 1930 promoviert und begann als wissenschaftlicher Assistent mit ersten Forschungsarbeiten zum [[Rakete]]nantrieb mit flüssigen Treibstoffen. Von 1932 bis 1945 nahm er erste Prüfstandsversuche mit Flüssigsauerstoff/Kohlenwasserstoff-Hochdruck-Raketenmotoren in Röhrchenkonstruktion mit großen Feuerdüsen-Öffnungswinkeln vor.<ref name="Raumfahrt" /> Sänger wurde am 24. Oktober 1932 Mitglied der [[NSDAP]] in Wien-Landstraße (Mitgliedsnummer 1.303.775).<ref>Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI/18131123</ref> Nach eigenen Angaben wurde er 1933 als [[Schutzstaffel|SS]]-Mann im [[Austrofaschismus|austrofaschistischen]] [[Ständestaat (Österreich)|Ständestaat]] bei illegalen Übungen verhaftet und befürchtete anschließend, aufgrund seiner politischen Gesinnung seine Stelle an der Technischen Hochschule zu verlieren. Dies dürfte der Grund gewesen sein, wieso Sänger in der Folge als „Illegaler“ kaum noch in Erscheinung trat und die Partei verließ. Diese Untätigkeit wurde ihm später vom NS-Regime angelastet, Anträge auf Neuaufnahme in die NSDAP ab 1939 wurden fortan abgelehnt.<ref name="strassennamen">[http://www.wien.gv.at/kultur/abteilung/pdf/strassennamenbericht.pdf Straßennamen Wiens seit 1860 als „Politische Erinnerungsorte“] (PDF; 4,2&nbsp;MB), S. 170 f., Forschungsprojektendbericht, Wien, Juli 2013.</ref>
 
=== Das Patent ===
Im Jahr 1935 reichte er zusammen mit [[Benno Fiala von Fernbrugg]] in den [[Vereinigte Staaten|USA]] ein Patent für ein Raketenflugzeug und einen neuen Raketenmotor ein.<ref>{{ANNO|tag|14|04|1935|5|Zwei Wiener erfinden das Raketenflugzeug|HERVORHEBUNG=Zwei&#32;Wiener&#32;erfinden&#32;das&#32;Raketenflugzeug}}</ref>
 
=== Das Reichsluftfahrtministerium ===
[[Datei:Silbervogel Entwurf von Eugen Sänger und Irene Sänger-Bredt im Dritten Reich.png|mini|Silbervogel Entwurf eines suborbitalen Bombers von Eugen Sänger und Irene Sänger-Bredt im Dritten Reich (künstlerisch nachempfunden)]]
1935/36 war das Reichsluftfahrtministerium auf Sänger aufmerksam geworden,. 1936, also während der [[Zeit des Nationalsozialismus]], zog er nach Deutschland um und wurde auchdort eingebürgert. Hier arbeitete er ab Februar ein Jahr lang für die [[Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt]] in Berlin-Adlershof.<ref>Uwe W. Jack: ''Lorin-Staustrahltriebwerke.'' (=Deutsche Geheimwaffen des Zweiten Weltkriegs, Teil&nbsp;7). In ''Fliegerrevue X'', Nr.&nbsp;96. PPV Medien, Bergkirchen 2022, {{ISSN|2195-1233}}, S.&nbsp;49.</ref> Ab Februar 1937 errichtete und leitete er für das [[Reichsluftfahrtministerium]] diedas RaketentechnischeRaketenflugtechnische ForschungsstelleInstitut [[Trauen]] in der [[Lüneburger Heide]] und war an der Entwicklung von Hochdruckbrennkammern maßgeblich beteiligt. 1938 arbeitete er zuerst über freie [[Molekulare Strömung|Molekularströmung]].<ref name="Raumfahrt" /> 1939 unternahm er erste Versuche mit Überschall-[[Raketenschlitten]]bahnen,<ref name="Raumfahrt" /> 1939–1945 erste Flugschleppversuche mit Hochtemperatur-[[Staustrahltriebwerk]]en.<ref name="Raumfahrt" /> 1942 entließ man ihn in Trauen wegen mangelnder Kooperation. Später wurde er als Abteilungsleiter an der deutschen[[Deutsche VersuchsanstaltForschungsanstalt für Segelflug|Deutschen Forschungsanstalt für Segelflug]] in [[Flughafen Reichenhall-Berchtesgaden|Ainring]] wieder eingestellt, an der er auch das von [[René Lorin]] entwickelte Staustrahlrohr (Ramjet, d.&nbsp;h. Staustrahltriebwerk) weiterentwickelte, mit dem eine mehrfache Schallgeschwindigkeit erreicht werden konnte. Sänger testete es an verschiedenen [[Bomber]]n der deutschen [[Luftwaffe (Wehrmacht)|Luftwaffe]]. Während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] arbeitete er zu Beginn im Rahmen des [[Amerikabomber]]projektes an der Entwicklung eines raketengetriebenen Orbitalbombers ([[Silbervogel]]). Nach der Niederlage in Stalingrad 1943 wurde das Projekt wegen Ressourcenmangels aufgegeben, und man konzentrierte sich auf schnell realisierbare Projekte. Langfristig arbeitete er an der Entwicklung einer [[Raumfähre]],von die erihm ''Raumboot'' nanntegenannten und[[Raumfähre]], die zum Transport von Personen und Fracht zwischen Erdboden und [[Orbit (Himmelsmechanik)|Orbit]] bzw. [[Raumstation]]en dienen sollte. 1946 ging Sänger nach Frankreich, wo er für die dortigen [[Flugzeug]]hersteller verschiedene Entwicklungen betrieb, u.&nbsp;a. das Experimentalflugzeug [[Nord 1500]], und schließlich die [[Internationale Astronautische Föderation]] mitbegründete. Dieser stand er ab seiner Wahl auf dem Internationalen Astronautischen Kongress in London 1951<ref name="Hoffmann" /> für zwei Jahre vor.
 
== Die Zeit in Frankreich und Nord 1500 ==
[[Datei:03-Griffon-équipe.png|mini|Das Team vor der Nord 1500 Griffon]]
[[Datei:Leduc020.jpg|mini|Das Team der Leduc 0.21 vor der Maschine, um 1953]]
1946 ging Sänger mit seiner Mitarbeiterin [[Irene Sänger-Bredt|Irene Sänger]] nach Frankreich für gemeinsame Forschungs- und Beratertätigkeiten. Im Jahr 1951 heirateten sie in Paris und am 15. März 1952 wurde ihr Sohn Hartmut (1952; † 17. Dezember 2015) geboren, späterer Raumfahrtjournalist und Bauingenieur.<ref>{{Internetquelle |autor=Uwe Schmaling|url=https://www.raumfahrt-concret.de/.cm4all/mediadb/RC-91/RC-Nachruf.pdf |titel=Bon Voage Hartmut Hartmut E. Sänger: Visionär und Mahner|werk= |hrsg= www.raumfahrt-concret|datum=2015|abruf=2024-09-09}}</ref> Eugen Sänger betrieb für die dortigen [[Flugzeug]]hersteller verschiedene Entwicklungen, u.&nbsp;a. das Experimentalflugzeug [[Nord 1500]], und wurde Mitbegründer der [[Internationale Astronautische Föderation|Internationalen Astronautischen Föderation]]. Dieser stand er ab seiner Wahl auf dem Internationalen Astronautischen Kongress in London 1951<ref name="Hoffmann" /><ref>{{ANNO|bif|28|09|1951|16|Der internationale Kongreß der Astronautiker in London|HERVORHEBUNG=Sänger&#32;zum&#32;ersten&#32;Präsidenten}}</ref> für zwei Jahre vor. Als Berater stand er dem Team des Experimentalflugzeugs [[Leduc 0.21]], bei der Entwicklung, Konstruktion und Erprobung, zur Seite.
 
Sänger behandelte 1949 in seiner Abhandlung ''Die Bewegungsgesetze der Raumfahrt'' die Fragen, wie man etwas in eine Umlaufbahn um die Erde bringen kann, wie hoch die Lebensdauer künstlicher Satelliten ist und wie solche mit den Bodenstationen zu verbinden sind.<ref name="Hoffmann">Horst Hoffmann: ''Die Deutschen im Weltraum.'' Rote Reihe, [[Edition ost]], Berlin 1998, S. 134.</ref>
 
== Medizinische Probleme der Raumfahrt ==
Er trat 1953 mit dem Vortragsgegenstand ''Zur Theorie der Photonenrakete'' an der [[ETH Zürich|Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich]] zum ersten Mal mit einer Systematik hypothetischer entsprechender Triebwerke und ihrer möglichen technischen Bedeutung hervor.<ref name="Hoffmann" /> Im selben Jahr leistete er erste Arbeiten über molekular[[Reflexion (Physik)|spiegelnde]] Oberflächen für Hyperschall-Flugzeuge, 1954–1961 erste umfangreiche Prüfstandsarbeiten an großen Heißwasserraketen als Starttriebwerke für Raumflugzeuge.<ref name="Raumfahrt" /> Sein ehrgeizigstes Projekt war aber die Konzeption des [[Antriebsmethoden für die Raumfahrt#Photonenrakete|Photonenantriebs]] für [[interplanetar]]e und [[Interstellarer Raum|interstellare]] [[Raumfahrzeug]]e (1953–1959).
Sänger wies bereits Anfang der 1950er Jahre auf die medizinischen Probleme der Raumfahrt hin: „Wir stehen vor neuen Problemen der Biologie, Medizin und Psychologie, unter denen das Verhalten der menschlichen Physis und Psyche unter Schwerefreiheit, unter kosmischer Strahlung, unter künstlichen oder außerirdischen Lebensbedingungen, in der Einsamkeit des Weltraumes usw. nur die vordringlichsten sind; die körperlichen und seelischen Auswirkungen auf die Gesamtmenschheit bei deren Berührung mit fremden Welten dürfen aber ebenfalls nicht vergessen werden.“<ref>{{ANNO|bif|01|02|1952|16|Es wird auf die kosmischen Strahlen ankommen|HERVORHEBUNG=Es&#32;wird&#32;auf&#32;die&#32;kosmischen&#32;Strahlen&#32;ankommen}}</ref>
 
== Zur Theorie der Photonenrakete ==
Sänger war von 1954 bis 1961 Direktor des Instituts für Physik der Strahltriebwerke an der [[Universität Stuttgart]] und baute das Institut sowie das Raketenversuchsgelände [[Lampoldshausen]] auf. In den 1960ern fungierte Sänger als Berater bei Rüstungsprojekten im Raketenbau in [[Ägypten]].<ref name="strassennamen" /> (siehe: [[Affäre um deutsche Raketenexperten in Ägypten]]) 1963 gründete er an der [[Technische Universität Berlin|Technischen Universität Berlin]] einen Raumfahrtlehrstuhl. Von 1961 bis 1964 erarbeitete er für die [[Junkers Flugzeug- und Motorenwerke|Junkers-Werke]] das Konzept eines als ''RT-8'' bezeichneten zweistufigen Raumtransporters, dessen Erststufe unter anderem von einem Ramjet angetrieben wird. Diese Forschungsarbeiten fanden sich über zehn Jahre später im [[Space Shuttle]] wieder.
{{Hauptartikel|Photonenstrahlantrieb}}
Er trat 1953 mit dem VortragsgegenstandThema ''Zur Theorie der Photonenrakete'' an der [[ETH Zürich|Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich]] zum ersten Mal mit einer Systematik hypothetischer entsprechender Triebwerke und ihrer möglichen technischen Bedeutung hervor.<ref name="Hoffmann" /> Im selben Jahr leistete er erste Arbeiten über molekular[[Reflexion (Physik)|spiegelnde]] Oberflächen für Hyperschall-Flugzeuge, 1954–1961 erste umfangreiche Prüfstandsarbeiten an großen Heißwasserraketen als Starttriebwerke für Raumflugzeuge.<ref name="Raumfahrt" /> Sein ehrgeizigstes Projekt war aber die Konzeption des [[Antriebsmethoden für die Raumfahrt#Photonenrakete|Photonenantriebs]] für [[interplanetar]]e und [[Interstellarer Raum|interstellare]] [[Raumfahrzeug]]e (1953–1959).
 
== Direktor des Instituts für Physik der Strahltriebwerke ==
Nach Kriegsende engagierte er sich auch für eine friedliche Nutzung des [[Weltraum]]s durch den Menschen.
Sänger war von 1954 bis 1961 Direktor des Instituts für Physik der Strahltriebwerke an der [[Universität Stuttgart]] und baute das Institut sowie das Raketenversuchsgelände [[Lampoldshausen]] auf. In den 1960ern fungierte Sänger als Berater bei Rüstungsprojekten im Raketenbau in [[Ägypten]].<ref name="strassennamen" /> (siehe: [[Affäre um deutsche Raketenexperten in Ägypten]]) 1963 gründete er an der [[Technische Universität Berlin|Technischen Universität Berlin]] einen Raumfahrtlehrstuhl.<ref>{{Internetquelle |url=https://cp.tu-berlin.de/person/2396 |titel=Sänger, Eugen Albert |werk=Catalogus Professorum TU Berlin |abruf=2023-09-14}}</ref> Von 1961 bis 1964 erarbeitete er für die [[Junkers Flugzeug- und Motorenwerke|Junkers-Werke]] das Konzept eines als ''RT-8'' bezeichneten zweistufigen Raumtransporters, dessen Erststufe unter anderem von einem Ramjet angetrieben wird. Diese Forschungsarbeiten fanden sich über zehn Jahre später im [[Space Shuttle]] wieder.
 
Eugen Sänger verstarb am 10. Februar 1964 in Berlin. Das Grab des Ehepaars Sänger befindet sich auf dem Alten Friedhof in [[Stuttgart-Vaihingen]].<ref>Folkmar Schiek: ''Geheimnis Friedhof. Historisches über den Alten Friedhof Vaihingen''. Weinstadt 2014, S. 105.</ref>
Seine Ehefrau [[Irene Sänger-Bredt]] arbeitete ebenfalls in der Raketenforschung.
Das Grab des Ehepaars Sänger befindet sich auf dem Alten Friedhof in [[Stuttgart-Vaihingen]].<ref>Folkmar Schiek: ''Geheimnis Friedhof. Historisches über den Alten Friedhof Vaihingen''. Weinstadt 2014, S. 105.</ref>
 
== Die Fahrt zu anderen Sternen ==
 
Sänger legt Wert darauf, dass Sterne auch noch in der Entfernung von vielen tausend, ja Millionen und Milliarden [[Lichtjahr]]en innerhalb der Lebenszeit eines Menschen erreicht werden können, weil an Bord schneller Raumschiffe aufgrund der [[Zeitdilatation]] die Zeit langsamer verstreicht. Bei der Tagung des [[Institut für Physik der Strahlantriebe|Instituts für Physik der Strahlantriebe]] in Freudenstadt 1955<ref>[[Heinz Gartmann]]: ''Weltraum-ABC''. Econ, Düsseldorf 1958, S. 197.</ref> gab er als Dauer für Fahrten zum Zentrum der [[Milchstraße]] ca. 18, zum [[Andromedanebel]] ca. 26 und um die ganze Welt 41,9 Jahre an, wenn man jeweils auf halbem Wege mit 1&nbsp;[[Erdbeschleunigung|g]] beschleunigt bzw. bremst und sich der [[Lichtgeschwindigkeit]] stark nähert, indem man den ganzen Treibstoff in [[Photon]]en umsetzt. Für auf der Erde Zurückbleibende vergehen unterdessen Zeiträume von z.&nbsp;T. vielen Milliarden Jahren.<ref>Heinz Gartmann: ''Sonst stünde die Welt still. Das große Ringen um das Neue.'' Econ, Düsseldorf 1957.</ref>
 
== Bedeutung ==
[[Datei:Sänger RaumtransporterII Spaceshuttle Model, künstlerische Darstellung.JPGpng|mini|ModellKünstlerische Darstellung des Spaceshuttle Models der Sänger II imvon [[TechnikEugen Museum Speyer]]Sänger]]
[[Datei:Raumtransporter Junkers RT-8-01 Modellstudie von 1961 nach Eugen Sänger.png|mini|Raumtransporter Junkers RT-8-01 Modellstudie von 1961 nach Eugen Sänger]]
{{Siehe auch|Sänger (Raumtransportsystem)}}
Die wichtigste Entwicklung Sängers während des Krieges, die bis heute in jedem Raketentriebwerk Verwendung findet, war die Kühlung des Raketentriebwerks durch den eigenen Treibstoff. Die Raketendüse wird mit dem Raketenbrennstoff gekühlt und dabei gleichzeitig die Abwärme der Düse genutzt, um den Treibstoff aufzuheizen. Der Raketenbrennstoff wird dadurch erheblich besser genutzt, da die Aktivierungsenergie für die Verbrennung geringer wird.
 
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== Veröffentlichungen (Auswahl) ==
* {{ANNO|oet|06|01|1931|223|Aero-Club-Schulung in Aspern|NAME=Österreichische Touring-Zeitung|anno-plus=ja}}
* {{ANNO|zia|04|00|1931|63|Volltragend-freihängende Metalldachhaut für Großhallen|anno-plus=ja}}
* ''Raketenflugtechnik''. München und Berlin 1933
* ''Raketenantrieb für Fernbomber''. Ainring 1944
* ''Fragen der Raumfahrt'' 1952<ref>{{Internetquelle |autor=Eugen Sänger |url=https://www.cia.gov/library/readingroom/documentdocs/ciaCIA-rdp82RDP82-00039r00010024000700039R000100240007-8.pdf |titel=Questions of Space Travel |werk=CIA |datum=1952-03-21 |format=PDF; 3,5&nbsp;MB |sprache=en |kommentar=Übersetzung aus dem Deutschen; Original unbekannt |abruf=20202023-0603-2726}}</ref>
* ''Forschung zwischen Luftfahrt und Raumfahrt''. Tittmoning 1954
* ''Zur Mechanik der Photonen-Strahlantriebe''. München 1956
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== Ehrungen (Auswahl) ==
 
* Ehrenmitglied zahlreicher Gesellschaften für Weltraumforschung in Deutschland, Großbritannien, Österreich, den Vereinigten Staaten von Amerika, Norwegen, Schweden, Schweiz, Argentinien, Italien
* [[Hermann Oberth|Hermann-Oberth]]-Medaille für Verdienste um die Raumfahrtforschung
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== Weblinks ==
{{Commonscat}}
* {{DNB-Portal|124000940}}
* [https://www.ndr.de/geschichte/ndr_retro/Raumfahrtexperte-Eugen-Saenger-wird-interviewt,nordschau858.html Raumfahrtexperte Eugen Sänger wird interviewt] Der Vorsitzende der Gesellschaft für Raketentechnik und Raumfahrt spricht über Forschungsaufgaben der Raumfahrt. Sendung: Nordschau | 26.01.1962 | 00:00 Uhr 6 Min
* [https://www.dlr.de/de/medien/videos/2012/webcast-trauen-ein-standort-mit-geschichte_7962 Webcast: Trauen - ein Standort mit Geschichte] vom Sohn Hartmut Sänger und Jürgen Veht Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Technik Museum Speyer
* [https://www.geschichtsspuren.de/artikel/raketen-und-v-waffen/136-raketenversuchsanstalt-trauen.html Eugen Sängers Orbitalgleiter und die Raketenversuchsanstalt in Trauen] geschichtsspuren.de
* [https://www.ardmediathek.de/video/swr-retro-abendschau/portraet-pof-eugen-saenger-raketen-und-raumfahrt-forscher/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzExNzM3Njc Porträt Pof. Eugen Sänger, Raketen- und Raumfahrt-Forscher Video] mit Interview seiner Frau Irene Sänger-Bredt und Bildern von Sohn Hartmut auf ardmediathek.de 05.09.1963 ∙ SWR Retro – Abendschau ∙ SWR
* [http://opus.kobv.de/tuberlin/volltexte/2008/2012/html/festschrift/saenger.htm Biografie] in der Festschrift ''125 Jahre Technische Universität Berlin''
* {{OstdtBio|sanger-eugen|Sänger, Eugen}}
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* [http://www.geschichtsspuren.de/artikel/39-raketen-v-waffen/136-raketenversuchsanstalt-trauen.html Raketenversuchsanstalt Trauen]
* [http://austrian-space-pioneers.at/pioneers.php?wert=Pioneers/Saenger Austrian Space and Rocket Pioneers] Gemälde von G.Deutsch und Kurzbiografie von B.Besser (englisch)
* Wolfgang Burgmer: [https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/saenger104.html ''10.02.1964 - Todestag des Raketenforschers Eugen Sänger.''] [[WDR]] [[ZeitZeichen (Hörfunksendung)|ZeitZeichen]] vom 10. Februar 2014 (Podcast).
* [https://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/raumfahrt-geschichte-wie-sich-die-nasa-bei-hitlers-ingenieuren-bediente-a-365265.html Wie sich die Nasa bei Hitlers Ingenieuren bediente] [[Spiegel-Gruppe|Spiegel]] Wissenschaft Raumfahrt-Geschichte von Thorsten Dambeck 18. Juli 2005
 
== Einzelnachweise ==
<references />
 
{{Normdaten|TYP=p|GND=124000940|LCCN=no/95/33641no95033641|NDL=00549902|VIAF=69849791}}
 
{{SORTIERUNG:Sanger, Eugen}}
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[[Kategorie:NSDAP-Mitglied]]
[[Kategorie:SS-Mitglied]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Technische Universität Berlin)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Stuttgart)]]
[[Kategorie:Raumfahrt (Österreich)]]