Autobahn (Album)
Autobahn | |||||||
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Studioalbum von Kraftwerk | |||||||
Veröffent- |
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Label(s) | Philips | ||||||
Titel (Anzahl) |
5 | ||||||
42:43 | |||||||
Besetzung |
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Studio(s) |
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Autobahn ist das vierte Studioalbum der deutschen Band Kraftwerk und erschien im November 1974.
Das Album war mit internationalen Top-10-Platzierungen sehr erfolgreich und zählt zu den bekanntesten Werken von Kraftwerk. Es gilt als Meilenstein der elektronischen Popmusik.
Entstehung
Das Album markiert für die Band das Ende der Krautrock-orientierten Anfangsphase; schon auf dem Nachfolgealbum Radio-Aktivität waren ausschließlich elektronische Instrumente zu hören. Folglich war das Album auch das letzte mit dem Gitarristen Klaus Roeder, dessen konventionelle Instrumente keinen Platz mehr im Klang der Band fanden. Umgekehrt fand mit Wolfgang Flür ein neuer Musiker den Weg in die Band, der ein elektronisches Schlagzeug auf Kometenmelodie 2 bediente. Auf dem Album sind eine ganze Reihe elektronischer Instrumente zu hören, wodurch Autobahn bereits starke Neigungen zum Electro bzw. Electro-Pop zeigt, für den Kraftwerk später bekannt waren.
Als letztes Album wurde Autobahn von Conny Plank mit dessen mobiler Ausrüstung im Düsseldorfer Kling-Klang-Studio aufgenommen und in Planks Studio in Wolperath gemischt. Eine Ausnahme stellten die Titel Kometenmelodie 1 und Kometenmelodie 2, die in Planks Studio in Wolperath aufgenommen wurden. Alle folgenden Aufnahmen fanden im bandeigenen Kling-Klang-Studio in Düsseldorf statt.
Das ursprüngliche Albumcover wurde von Emil Schult entworfen und gemalt. Es zeigt den Blick auf eine in einer hügelige Landschaft gelegenen Autobahn, auf der eine Mercedes-Limousine und ein Volkswagen fahren. Zudem sind eine Autobahnbrücke und ein Sonnenuntergang zu sehen. Das Bild ist im nüchtern-idealisierenden Stil von Reklamezeichnungen aus der Zeit des Wirtschaftswunders gehalten. Die Booklet-Vorderseite der Original-Musikkassette Autobahn zeigt das auf eine Autobahn hinweisende Verkehrszeichen (Katalog der Verkehrszeichen Nr. 330.1) mit dem Schriftzug „Kraftwerk - Autobahn“.
Die Rückseite der Plattenhülle zeigt ursprünglich die Bandmitglieder auf der Rückbank eines Pkw. Bei der CD-Ausgabe wurde dieses Bild aber durch ein Live-Foto aus den frühen 80er Jahren ersetzt. Bei Gatefold-LP-Ausgaben auf dem Innencover und im Booklet von CD-Ausgaben ist das auf eine Autobahn hinweisende Verkehrszeichen (Katalog der Verkehrszeichen Nr. 330.1) mit dem Schriftzug „Kraftwerk – Autobahn“ zu sehen.
2009 erschien eine mit „Kling Klang Digital Master 2009“ bezeichnete remasterte Neuauflage im Pappschuber, deren Cover das Autobahn-Verkehrszeichen zeigt.
Stil
Entsprechend änderte sich auch der Klang der Band auf Autobahn leicht. Kennzeichnend blieb weiterhin der monoton-repetitive Aufbau der Lieder, herausragend ist aber der Titelsong, der die komplette A-Seite der LP einnimmt. Nach vielfältigen Interpretationen von Text und Musik wird die Monotonie als Klangbild der titelgebenden Fahrt auf der Autobahn angesehen. Verschiedene eingesetzte Soundeffekte verstärken diesen Eindruck: Unter anderem sind gemäß dem Doppler-Effekt auf- und abschwellende Töne zu hören, welche vorbeifahrenden Autos ähneln. In musikalischer Hinsicht ist Autobahn recht abwechslungsreich und über die komplette Spielzeit von 22 Minuten durchkomponiert. Darüber hinaus bietet es auch einige Variationen des Tempos sowie verschiedentlich eingestreute Instrumentalmelodien. Die Anfangssequenz, bei der eine Autotür zugeschlagen wird, der Motor startet und das Fahrzeug losfährt wurde der POLYDOR - Geräuscheplatte 9 (NH 22 991 B) vom November 1958 entnommen.
Autobahn ist zudem das erste Lied von Kraftwerk, bei dem Gesang eingesetzt wird. Die Texte wurden allerdings in Zusammenarbeit mit Emil Schult geschrieben, welcher auch das Coverartwork malte. Bekannt ist vor allem die immer wieder auftauchende, refrainartige Textzeile „Wir fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn“. Weitere, jedoch nur einzeln eingesetzte Textzeilen beschreiben zusätzliche Eindrücke der Fahrt (Fahrbahnmarkierungen, Wetter, Radioübertragung, Landschaft) und tragen im Zusammenspiel mit dem lakonischen und „kalten“ Sprechgesang wesentlich zum monotonen Eindruck des Musikstücks bei. Die Fachzeitschrift Musikexpress erklärte das Album in der Ausgabe 04/2019 zur Nr. 1 der besten Platten aus Deutschland und legte dieser Heftausgabe eine blau eingefärbte Single des Titels Autobahn in einer 4:35-minütigen Fassung bei.
Gegenüber dem Titelsong treten die übrigen Lieder des Albums deutlich in den Hintergrund. Die beiden Kometenmelodien waren bereits 1973 als Single mit dem Namen Kohoutek – Kometenmelodie veröffentlicht worden. Die ursprüngliche Namensgebung spielt auf den nach Luboš Kohoutek benannten Kometen C/1973 E1 (Kohoutek) an, der 1973 zu sehen war und dessen Erscheinen Medien („Jahrhundertkomet“) und Wissenschaft reges Interesse entgegenbrachten. Grundlage der Komposition sind in verschiedenen Lagen vorgetragene Arpeggien auf einer C-Dur-Kadenz. Mitternacht und Morgenspaziergang sind kürzere und eher minimalistische Klangcollagen, die die Stimmung der jeweils titelgebenden Situationen einfangen sollen (unheimliche Dunkelheit bei Mitternacht, Aufbruchsstimmung der Natur bei Morgenspaziergang).
Titelliste
Alle Songs wurden von Ralf Hütter und Florian Schneider-Esleben komponiert.
LP-Version
- Seite A
- 1. Autobahn – 22:30
- Seite B
- 2. Kometenmelodie 1 – 6:20
- 3. Kometenmelodie 2 – 5:44
- 4. Mitternacht – 4:40
- 5. Morgenspaziergang – 4:00
CD-Version
- 1. Autobahn – 22:42
- 2. Kometenmelodie 1 – 6:20
- 3. Kometenmelodie 2 – 5:45
- 4. Mitternacht – 3:40
- 5. Morgenspaziergang – 4:00
Ausrüstung
- Minimoog (Synthesizer)
- ARP Odyssey (Synthesizer)
- EMS Synthi AKS (Synthesizer)
- Modifizierte Farfisa Rhythm Unit 10 (Drumcomputer)
- Vox Percussion King (Drumcomputer)
- Modifizierte Maestro Rhythm King (Drumcomputer)
- Farfisa Professional Piano (E-Piano)
- Schulte Compact Phasing A (Effektgerät)
- Mu-Tron Biphase (Effektgerät)
- Kraftwerk Robovox (Vocoder)
Rezeption
Quelle | Bewertung |
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AllMusic | [1] |
Autobahn wurde 2015 in die Grammy Hall of Fame aufgenommen.[2]
Das Album gehört zu den 1001 Albums You Must Hear Before You Die.
Die britische Musikzeitschrift Classic Rock kürte Autobahn im Juli 2010 zu einem der 50 Musikalben, die den Progressive Rock prägten.[3]
Literatur
- Jan Reetze: Die Geschichte von Kraftwerks „Autobahn“. Jan Reetzes Liebeserklärung an ein 50 Jahre altes Album. Halvmall, Bremen 2024, ISBN 978-3-9822100-4-9.
Weblinks
- Autobahn bei Discogs
- Essay zur Musik von Kraftwerk
- Rezensionen zu Autobahn auf den Babyblauen Seiten
Einzelnachweise
- ↑ Review von Stephen Thomas Erlewine auf AllMusic (abgerufen am 17. Januar 2024)
- ↑ GRAMMY Hall Of Fame. Abgerufen am 17. Januar 2024 (englisch).
- ↑ The 50 Albums That Built Prog Rock. In: Classic Rock. Nr. 146, Juli 2010, ISSN 1464-7834 (englisch, afka.net [abgerufen am 21. September 2022]).