Das Kreisarchiv des Enzkreises präsentiert in einem breit angelegten Forschungsprojekt Aspekte des Dreißigjährigen Krieges im Gebiet zwischen Oberrhein, Schwarzwald und Kraichgau: dem Grenzraum zwischen den badischen Markgrafschaften, dem Herzogtum Württemberg und der Kurpfalz. Projektkomponenten sind dabei unter anderem eine Ausstellung, ein Geschichtsportal sowie eine kürzlich erschienene Buchpublikation. Der Dreißigjährige Krieg wurde für diese Region bislang weder wissenschaftlich noch heimatkundlich aufgearbeitet. Im Mittelpunkt des Gesamtprojekts steht dabei die Auswertung von weitgehend unbekannten Primärquellen staatlicher Archive sowie der Kirchenbücher als bevölkerungsgeschichtliche Quellen.
Erste Zerstörungen in diesem Gebiet brachte schon die Frühphase des Krieges, so die Zerstörung von Königsbach und Ölbronn (1622). Die konfessionellen Gegensätze werden vor allem über die Klöster und ihre Territorien (Maulbronn, Herrenalb) thematisiert. Einen wichtigen Part nimmt die ebenfalls bislang unerforschte Geschichte des württembergischen Landgrabens im östlichen Enzkreis ein. Detaillierte Angaben über Bevölkerungsrückgang und Gebäudeverluste ermöglichen eine Schadensbilanz nach dem Westfälischen Frieden, der eine Wiederaufbauphase folgte, die schon bald wieder durch die Kriege Ludwigs XIV. unterbrochen wurde.
Dem Sterben und Leben der so genannten „einfachen Leute“ geht die Ausstellung in sechs Themeninseln nach. Die Besucher starten mit den zwei einführenden Themenbereichen, die Projekt und Untersuchungsraum vorstellen sowie einen Überblicküber die regionalen und lokalen Geschehnisse zwischen 1618 und 1648 geben. Zwei weitere Themeninseln sind den zentralen Personengruppen – Zivilbevölkerung und Militär - gewidmet und erzählen vom Alltag im Krieg, von der Not und dem Leben im Elend. Der nächste Bereich richtet den Fokus auf Ego-Dokumente, die es möglich machen, die Stimmen der Vergangenheit zu hören. Abschließend folgt eine Bilanz des Krieges. Darüber hinaus können die Besucher über einen interaktiven Monitor die Webseite des Projekts erkunden. Im Staatsarchiv Ludwigsburg werden ergänzend überdies Originaldokumente aus dem Archiv präsentiert.
Das neue Portal www.enzkreis-geschichte.de ermöglicht anhand Hunderter von archivischen Quellen und Kirchenbucheinträgen in Form von Transkriptionen ermöglichen eine intensive Beschäftigung mit der Kriegszeit. Unzählige Diagramme sowie Aufsätze, Videos, Karten und Tabellen runden die reich illustrierte Online-Präsentation ab.