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Der Zauberlehrling (1827)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Johann Wolfgang von Goethe
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Titel: Der Zauberlehrling
Untertitel:
aus: Goethe’s Werke. Vollständige Ausgabe letzter Hand. Erster Band. S. 217–220.
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum: 1797
Erscheinungsdatum: 1827
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung
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Erscheinungsort: Stuttgart und Tübingen
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Erstveröffentlichung: Musen-Almanach für das Jahr 1798. Herausgegeben von Schiller. Tübingen 1797. S. 32-37
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[217]
Der Zauberlehrling.


Hat der alte Hexenmeister
Sich doch einmal wegbegeben!
Und nun sollen seine Geister
Auch nach meinem Willen leben.

5
Seine Wort’ und Werke

Merkt’ ich, und den Brauch,
Und mit Geistesstärke
Thu’ ich Wunder auch.

     Walle! walle

10
     Manche Strecke,

     Daß, zum Zwecke,
     Wasser fließe,
     Und mit reichem vollem Schwalle
     Zu dem Bade sich ergieße.

15
Und nun komm, du alter Besen!

Nimm die schlechten Lumpenhüllen;
Bist schon lange Knecht gewesen;
Nun erfülle meinen Willen!
Auf zwey Beinen stehe,

20
Oben sey ein Kopf,

Eile nun und gehe
Mit dem Wassertopf!

[218]
     Walle! walle

     Manche Strecke,

25
     Daß, zum Zwecke,

     Wasser fließe,
     Und mit reichem vollem Schwalle
     Zu dem Bade sich ergieße.

Seht, er läuft zum Ufer nieder;

30
Wahrlich! ist schon an dem Flusse,

Und mit Blitzesschnelle wieder
Ist er hier mit raschem Gusse.
Schon zum zweytenmale!
Wie das Becken schwillt!

35
Wie sich jede Schale

Voll mit Wasser füllt!

     Stehe! stehe!
     Denn wir haben
     Deiner Gaben

40
     Vollgemessen! –

     Ach, ich merk’ es! Wehe! wehe!
     Hab’ ich doch das Wort vergessen!

Ach das Wort, worauf am Ende
Er das wird, was er gewesen.

45
Ach, er läuft und bringt behende!

Wärst du doch der alte Besen!
Immer neue Güsse
Bringt er schnell herein,
Ach! und hundert Flüsse

50
Stürzen auf mich ein.


[219]
     Nein, nicht länger

     Kann ich’s lassen;
     Will ihn fassen.
     Das ist Tücke!

55
     Ach! nun wird mir immer bänger!

     Welche Miene! welche Blicke!

O, du Ausgeburt der Hölle!
Soll das ganze Haus ersaufen?
Seh’ ich über jede Schwelle

60
Doch schon Wasserströme laufen.

Ein verruchter Besen,
Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen,
Steh doch wieder still!

65
     Willst’s am Ende

     Gar nicht lassen?
     Will dich fassen,
     Will dich halten,
     Und das alte Holz behende

70
     Mit dem scharfen Beile spalten.


Seht, da kommt er schleppend wieder!
Wie ich mich nun auf dich werfe,
Gleich, o Kobold, liegst du nieder;
Krachend trifft die glatte Schärfe.

75
Wahrlich! brav getroffen!

Seht, er ist entzwey!
Und nun kann ich hoffen,
Und ich athme frei!

[220]
     Wehe! wehe!
80
     Beide Theile

     Stehn in Eile
     Schon als Knechte
     Völlig fertig in die Höhe!
     Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!

85
Und sie laufen! Naß und nässer

Wird’s im Saal und auf den Stufen.
Welch entsetzliches Gewässer!
Herr und Meister! hör’ mich rufen! –
Ach da kommt der Meister!

90
Herr, die Noth ist groß!

Die ich rief, die Geister,
Werd’ ich nun nicht los.

     „In die Ecke,
     Besen! Besen!

95
     Seyd’s gewesen.

     Denn als Geister
     Ruft euch nur, zu seinem Zwecke,
     Erst hervor der alte Meister.“


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