Als anachronistische Evolution werden die Auswirkungen oder der Vorgang der Übernahme von Erbmaterialresten eines toten Organismus (auch länger verstorbener Organismen) bezeichnet. Die anachronistische Evolution wurde 2013 erstmals publiziert.[1] Den Begriff prägte Søren Overballe Petersen vom Zentrum für Geogenetik der Universität Kopenhagen.[2]

Allgemeines

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Kurze und beschädigte Reste von DNA (fragmentierte DNA und aDNA) sind in der Umwelt allgegenwärtig und können mehr als eine halbe Million Jahre überdauern. Durch Versuche wurde gezeigt, dass Bakterien diese DNA-Reste per Transformation aufnehmen und in ihr Genom einbauen können. Unter anderem wurden DNA-Reste aus Knochen eines vor 43.000 Jahren verstorbenen (ausgestorbenen) Wollmammuts übertragen.[1]

Die Weitergabe von Erbmaterial von einem Individuum an Nachkommen, der vertikale Gentransfer, ist normaler Teil der Evolution. Der horizontale Gentransfer, die Übertragung von einem (adaptierten) Organismus in einen bereits existierenden anderen, kann eine Anpassung an veränderte Umgebungsbedingungen beschleunigen.

Die Evolution von Bakterien kann durch den Rückgriff auf die fremde DNA noch schneller verlaufen als bei alleinigem horizontalem Gentransfer und als man sie nur auf Basis von natürlichen Mutationen erwarten würde.[2]

Andere Verwendung

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Der Begriff Anachronistische Evolution wurde, in anderer Bedeutung, schon früher durch den britischen Paläontologen Richard Barrie Rickards, der vor allem an Graptolithen forschte, verwendet. Anachronistische Evolution im Sinne Rickards bedeutet, dass in der Fossilüberlieferung manchmal Organismen mit bestimmten Merkmalen auftreten, die eigentlich typisch sind für erst später auftretende Gruppen („heraldic“) oder für schon früher ausgestorbene Gruppen aus ihrer Verwandtschaft („echoic“), und die so eine längere Existenz der entsprechenden Gruppe vortäuschen. Diese Verwendung des Begriffs hat nichts mit Gentransfer zu tun.[3]

Literatur

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  • Michael Marshall: DNA-grabbing bacteria hint at early phase of evolution. In: New Scientist. Magazinausgabe 2936, online ab 26. September 2013 (PDF; 605 kB).
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Einzelnachweise

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  1. a b Søren Overballe-Petersen, Klaus Harms, Ludovic A. A. Orlando, J. Victor Moreno Mayar, Simon Rasmussen, Tais W. Dahl, Minik T. Rosing, Anthony M. Poole, Thomas Sicheritz-Ponten, Søren Brunak, Sabrina Inselmann, Johann de Vries, Wilfried Wackernagel, Oliver G. Pybus, Rasmus Nielsen, Pål Jarle Johnsen, Kaare Magne Nielsen, und Eske Willerslev: Bacterial natural transformation by highly fragmented and damaged DNA. In: Proceeding of the National Academy of Sciences of the United States of America PNAS (2013). Band 110, Heft 49. doi:10.1073/pnas.1315278110, PMID 24248361, PMC 3856829 (freier Volltext), S. 19860–19865.
  2. a b Lucien Haas: Bakterien können fossile DNA-Fragmente in ihr Erbgut einbauen. In: Deutschlandfunk. 19. November 2013, abgerufen am 16. März 2019.
  3. E. N. K. Clarkson: Invertebrate Palaeontology and Evolution. John Wiley & Sons, Hoboken 2009, ISBN 978-1-444-31332-1, S. 337.