Baptisterium der Kathedrale (Ravenna)

Das Baptisterium der Kathedrale von Ravenna (auch Baptisterium der Orthodoxen oder Neonische Taufkapelle genannt) ist das älteste erhaltene Bauwerk in Ravenna, Italien, jedenfalls was den Baubeginn betrifft.

Außenansicht

Berühmt ist es vor allem – wie die anderen byzantinischen Bauwerke Ravennas – durch die Wand- und Deckenmosaike in seinem Innern. Mit den anderen frühen Kirchenbauten in Ravenna gehört das Baptisterium zum UNESCO-Welterbe. Aufgrund der hohen Qualität seiner Ausschmückung sowie dessen überwältigendem Gesamteindruck wird es als der schönste spätantike Innenraum bezeichnet.

Baugeschichte

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Das Baptisterium (d. h. Taufkapelle) geht auf das 4. oder 5. Jahrhundert zurück, als Bischof Orso mit dem Bau der Kathedrale von Ravenna begann. Es ist ein einfacher Ziegelbau, achteckig und mit großen Nischen, die sich nach außen hin ausbreiten, mit eingemauerten Türen versehen. Die Mosaikdekoration stammt aus der Zeit von Bischof Neon (von dem sich der Name Neonisches Baptisterium herleitet) in der Mitte des 5. Jahrhunderts (451–475). In der Kuppelmitte befindet sich ein großes Medaillon mit der Taufe Christi. Das ursprüngliche Bodenniveau lag wesentlich tiefer und ist später um ca. drei Meter angehoben worden, wodurch die Mosaikzone vergleichsweise zu sehr nach unten gezogen erscheint.

Innenraum

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Deckenmosaik

Jesus Christus steht in der Mitte des grünen Flusses Jordan, Johannes der Täufer, mit Fell bekleidet, hält ein Kreuz und schüttet mit der anderen Hand Wasser über das Haupt Jesu. Die hellen Partien (u. a. Köpfe von Christus und Johannes; Ausgießen des Taufwassers aus Schale) wurden bei Restaurierungen Mitte des 19. Jh. teilweise stark verändert: Ursprünglich war Christus bartlos, und die Taufe wurde durch Auflegen der Hand auf das Haupt Christi vollzogen.

Um das Medaillon der Kuppel herum sind zwei konzentrische Friese angeordnet. Der innere wird gebildet von den zwölf Aposteln, die von Petrus und Paulus angeführt werden. Den äußeren Ring bilden acht Nischenarchitekturen: vier Altäre mit den Büchern der Evangelien und dazwischen jeweils vier Hetoimasien. Wahrscheinlich handelt es sich um eine symbolische Darstellung des Himmlischen Jerusalem, wo Christus als Richter auf seinem Throne sitzt und die Erwählten mit einem Platz in der Nähe des Wortes Gottes belohnt werden, also auch hier wieder die Erlösung als zentrales Thema.[1]

Sonstige Ausstattung

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Die Wände hinter den Bögen sind alternierend mit Marmorintarsien geschmückt. Darüber schließt sich eine Fensterzone an, die mit einer Säulenstellung verblendet ist. Zwischen den Säulen sind Nischen mit großen Stuckreliefs eingetieft, die ursprünglich farbig waren.

In der Mitte der Taufkapelle steht ein achteckiger Taufbrunnen aus griechischem Marmor und Purpurstein (13. Jh.). 1500 wurde es neu gebaut, aber einige ursprüngliche Bruchstücke sind noch erhalten. Aus dem 5. Jahrhundert stammt der Ambo, aus einem einzigen Marmorblock gehauen, auf den der Priester stieg, um die Taufe zu spenden.

Literatur

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Einzelnachweise

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  1. Étienne Coche de la Ferté: Byzantinische Kunst (= Ars antiqua. Serie 3, 1). Herder, Freiburg (Breisgau) u. a. 1982, ISBN 3-451-19401-5, S. 556.

Koordinaten: 44° 24′ 56″ N, 12° 11′ 50″ O