Als Wettbewerbsintensität wird in der Wettbewerbstheorie und der Wirtschaft der Grad der wechselseitigen Abhängigkeit (Interdependenz) der Konkurrenten untereinander bezeichnet.

Allgemeines

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Um der Wettbewerbspolitik und der Wettbewerbstheorie Anhaltspunkte für erstrebenswerte Wettbewerbsverhältnisse zu geben, wurde versucht, eine optimale Wettbewerbsintensität zu bestimmen.[1] Mit der Wettbewerbsintensität wird gemessen, inwiefern es Wettbewerber im relevanten Markt verstehen, sich durch ihr Marktverhalten zu differenzieren.[2] Sie ist die Geschwindigkeit, mit der Pioniergewinne von Konkurrenten wieder aufgezehrt werden.[3]

Gesteigerte Wettbewerbsintensität wird ausgelöst, wenn in homogenen Märkten Preiskämpfe mit Verdrängungswettbewerb zum Ausbau von Marktführerpositionen stattfinden oder wenn Wettbewerber durch Produktdifferenzierung, Produktvariation oder Nischenstrategien versuchen, ihre Marktanteile zu erhöhen.[4] Die günstigsten Voraussetzungen für eine hohe Wettbewerbsintensität liegen bei einem weiten Oligopol mit mäßiger Produktdifferenzierung vor.[5]

Unterschieden wird allgemein zwischen der effektiven und der potenziellen Wettbewerbsintensität.[6] Ihr Unterschied liegt in wettbewerbsbeschränkenden Wettbewerbsabreden, welche die potenzielle Wettbewerbsintensität beeinträchtigen. Die potenzielle Wettbewerbsintensität ist mithin diejenige, bei welcher die Marktteilnehmer keine Wettbewerbsbeschränkungen absprechen. Mit zunehmender Anzahl an Anbietern sind Abreden immer schwerer zu vereinbaren, so dass sich die effektive an die potenzielle Wettbewerbsintensität annähert.[7]

Volkswirtschaftslehre

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Erste Forschungen gingen von Almarin Phillips aus, der 1962 einen Zusammenhang zwischen Wettbewerbsintensität (die er englisch degree of independent rivalry nannte) und Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs verneinte.[8] Für ihn steigt die Wettbewerbsintensität mit zunehmender Anbieterzahl, so dass sie den Gegensatz zur Unternehmenskonzentration darstellt.

Die wettbewerbspolitische Konzeption der optimalen Wettbewerbsintensität geht auf Erhard Kantzenbach (1967) zurück. Er hat sich zwar auf Aussagen von Phillips gestützt, aber diese nur teilweise übernommen. Maßstab der Wettbewerbsintensität ist Katzenbach zufolge die Geschwindigkeit, mit der durch Produktinnovation bedingte Pioniergewinne von der Konkurrenz wieder zum Verschwinden gebracht werden.[9] Die potenzielle Wettbewerbsintensität erreicht im Duopol mit zwei Anbietern und dem höchsten Grad der Marktvollkommenheit (homogene Güter, vollkommene Markttransparenz) ihr Maximum, während sie im Polypol am geringsten ist.[10] Allerdings nimmt mit wachsender potenzieller Wettbewerbsintensität das Ausmaß der Wettbewerbsbeschränkungen zu.[11] Die Wettbewerbsintensität ist mithin eine abhängige Variable der Marktform. Ähnlich wie bei Phillips kommt es bei Kantzenbach zu einer überoptimalen Wettbewerbsintensität, im Gegensatz zu Phillips aber nicht bei zu großer, sondern bei zu niedriger Anbieterzahl.

Betriebswirtschaftslehre

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Nach Michael E. Porter gibt es fünf betriebswirtschaftliche Determinanten (englisch five forces) der Wettbewerbsintensität:[12][13]

Es ist davon auszugehen, dass die einer hohen Wettbewerbsintensität ausgesetzten Unternehmen genauer auf ihre Kostenstruktur achten.[14] Das Marktergebnis ist auch bekannt als SCP-Ansatz (englisch structure, conduct, performance).

Mit der absoluten Konzentrationsrate lässt sich ausdrücken, welcher Marktanteil auf die größten Unternehmen entfällt.[15] Die Konzentrationsrate   besagt, wie viel Prozent einer ökonomischen Größe (Umsatzerlös, verkaufte Zeitungen) die   größten Unternehmen auf sich vereinen.[16] Wenn beispielsweise auf einem Markt fünf Unternehmen mit einem gleichen Marktanteil von 20 % agieren, dann gibt die   für die zwei größten Unternehmen einen Wert von  

 

an. Der Wettbewerb ist umso schwächer, je weniger Marktteilnehmer vorhanden sind (absolute Konzentrationsrate) oder je ungleichmäßiger die Verteilung des Marktvolumens auf die Marktteilnehmer ist (relative Konzentrationsrate).[17] Die Wettbewerbsintensität steigt bei sinkenden Konzentrationsraten und sinkt bei steigenden Konzentrationsraten. Eine geringe Marktkonzentration liegt bei einer Konzentrationsrate zwischen 0 % und 50 % vor, während von einer hohen Marktkonzentration zwischen 80 % und 100 % gesprochen wird.[18]

Wirtschaftliche Aspekte

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Bei hoher Wettbewerbsintensität können sich die Wettbewerbsfunktionen voll entfalten. In einem Markt mit nur zwei Anbietern (Duopol) führt die Erhöhung des Marktanteils eines Anbieters zu einem sinkenden Marktanteil des Konkurrenten, was einer hohen Wettbewerbsintensität entspricht, während sich im Polypol die Marktanteile vieler Anbieter nur geringfügig vermindern.

Literatur

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  • Erhard Kantzenbach: Die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs, Göttingen 1966.

Einzelnachweise

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  1. Hans-Rudolf Peters, Wirtschaftspolitik, 2000, S. 181
  2. Edward Oczkowski/Mark Anthony Farrell, Discrimination between Measurement Scales: The Case of Market Orientation, in: International Journal in Research and Marketing 15, 1998, S. 355
  3. Jürg Niehans, Das ökonomische Problem des technischen Fortschritts, in: Swiss Journal of Economics and Statistics 90 (2), 1954, S. 156
  4. Konrad Liessmann (Hrsg.), Gabler Lexikon Controlling und Kostenrechnung, 1997, S. 760
  5. Michael Hohlstein, Lexikon der Volkswirtschaft, 2009, S. 759
  6. Erhard Kantzenbach, Die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs, 1967, S. 45; ISBN 9783525122181
  7. Michael Fritsch, Marktversagen und Wirtschaftspolitik, 2014, S. 196
  8. Almarin Phillips, Market structure, organization, and performance: An essay on price fixing and combinations in restraint of trade, 1962, S. 1 ff.
  9. Erhard Katzenbach, Die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs, 1967, S. 38/41
  10. Hans-Rudolf Peters, Wirtschaftspolitik, 2000, S. 181; ISBN 9783486805123
  11. Erhard Katzenbach, Das Konzept der optimalen Wettbewerbsintensität, in: Friedrich Lütge/Erich Preiser (Hrsg.), Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 181, 1967, S. 226
  12. Michael E. Porter, Competitive Strategy, 1999, S. 27 ff.
  13. Rüdiger Pieper, Lexikon Management, 1992, S. 407
  14. Franz Krump, Diffusion prozessorientierter Kostenrechnungssysteme, 2003, S. 133
  15. Rainer Diaz-Bone/Christoph Weischer (Hrsg.), Methoden-Lexikon für die Sozialwissenschaften, 2015, S. 229
  16. Thomas Cleff, Deskriptive Statistik und moderne Datenanalyse, 2008, S. 67
  17. Dirk Piekenbrock, Gabler Kompakt-Lexikon Volkswirtschaft, 2003, S. 431
  18. Anne-Kathrin Dimmig, Innovationsverhalten bei Risiko und fundamentaler Unsicherheit, 2010, S. 112