Kallawaya
Kallawaya (manchmal auch Qallawaya, span. Callahuaya) ist der Name einer Ethnie in Bolivien und zugleich die Bezeichnung für deren Medizinmänner bzw. Heiler, die auf Grund ihrer Heilkünste bei Indigenen in bestimmten Regionen der Anden berühmt sind.
Die andine Kosmovision der Kallawaya wurde im Jahre 2003 von der UNESCO unter die Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen. Der Titel der Proklamation lautet auf deutsch: Die von der Andenregion geprägte kosmische Weltsicht der Kallawaya (ethnische Gruppe) (Mythen, Rituale, Medizin) (2003)
Etymologie und Geschichte
Nach einer Theorie leitet sich der Name von den Aymara-Worten qulla und wayu her - das eine heißt "Kräutermedizin", das zweite "tragen". Die Callawayas wären demnach "Heilkräuter-Tragende". (Nach Oblitas Poblete, Cochabamba 1970, zitiert in Ina Rösing, Die Verbannung der Trauer, Nördlingen 1987). In der frühen Kolonialzeit wurden jedoch die Schreibweisen Kallawaya (Callahuaya), Calavaya und Carabaya gleichwertig verwendet und es entstanden die "Provinzen" Hatun Calavaya(Groß-Calavaya) und Calavaya la chica (Klein-Caravaya). Erstere umfasste das östliche Andenhochland von der Cordillera de Carabaya (daher der Name) bis zur aktuellen peruanisch-bolivianischen Grenze, letztere ab der Grenze bis zu heutigen Provinz Larecaja in Bolivien. Interessant war das Gebiet bis in die jüngere Zeit aufgrund seiner Goldvorkommen und weil es Zugänge zum Tiefland gibt. In der Geschichte wurde das Kallawaya-Volk in erster Linie als Händler, Kunsthandwerker (Amulette) und natürlich als Heiler wahrgenommen. Bekannt ist aber auch die Abbildung des mestizischen Chronisten Felipe Guaman Poma de Ayala aus dem Werk "Nueva Corónica y Buen Gobierno". Auf Seite 331 sieht man die Darstellung des Inka-Herrscherpaares Topa Yupanqui und Mama Ocllo getragen in einer Sänfte. In der Abbildung liest man: "llevan al ynga los yndios callauaya" - "Callauaya-indios tragen den Inka"
Region
Die Kallawaya gehören zu einer quechuasprachigen Ethnie, die im Nordosten des Titicaca-Sees lebt an der Grenze von Bolivien zu Peru im Bereich der Apolobamba-Kordillere und der Muñeca-Kordillere der Anden.
Kultur
Bekannt ist das Kallawaya-Volk durch seine Heilkunde in welcher Medizin aus pflanzlichen, tierischen und mineralischen Produkten mit Ritualen verbunden wird. Die Webarbeiten des Kallawaya-Gebietes sind herausragend in ihrer Technik und Verarbeitung. Der typische Tanz der Kallawaya-Ethnie ist der Qantu(Khantu), welcher auf Panflöten(Sikus)begleitet wird.
Sprache
Die Kallawaya sprechen im Allgemeinen Quechua, jedoch verwenden die Heiler eine besondere Geheimsprache, Machchaj-Juyai genannt, die sich durch die Vermischung des früher in dieser Region gesprochenen Puquina mit dem Quechua entwickelt hat.
Literatur
- Oblitas Poblete, Enrique: "Cultura Callawaya", 3era. ed., La Paz, 1978
- Gisbert, T., Saignes, T. u.a.: "Espacio y tiempo en el mundo Callahuaya", La Paz, 1984
- Rösing, Ina : Die Verbannung der Trauer, Nördlingen, 1987
Weblink
Siehe auch
- K'atú, ein auf die Kallawaya zurückgehendes alkoholisches Getränk