Hummel-Ragwurz
Hummel-Ragwurz | ||||||||||||
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Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ophrys holoserica | ||||||||||||
(Burm. f.) Greuter |
Die Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Ragwurzen (Ophrys) innerhalb der Familie der Orchideen (Orchidaceae).
Beschreibung und Ökologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vegetative Merkmale
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hummel-Ragwurz ist eine schlanke, jedoch kräftig wachsende ausdauernde krautige Pflanze, die 10 bis 90 Zentimeter hoch wird.[1] Die vier bis sieben grundständigen, blaugrünen Laubblätter sind bei einer Länge von 4 bis 10 Zentimetern und einer Breite von 1 bis 2,5 Zentimetern lanzettlich.[2]
Blütenstand und Blüte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der locker aufgebaute Blütenstand enthält zwei bis zehn Blüten. Die zwittrige Blüte ist zygomorph und dreizählig. Die Blüten sind in der Färbung und besonders in der Zeichnung variabel. Die eiförmigen Kelchblätter (Sepalen) sind etwa 10 bis 14 mm lang, spreizend bis etwas rückwärts gerichtet und meist rosa, selten heller. Die rosafarbenen bis roten Kronblätter (Petalen) sind kurz, etwa 3 bis 6 mm lang. Die trapezförmige Lippe ist ausgebreitet 8 bis 12 mm lang und 12 bis 18 mm breit, dunkelbraun, gehöckert, am Rand behaart und mit großem aufgebogenen Anhängsel. Es ist ein sehr reich gegliedertes Mal vorhanden in weinroten bis grauvioletten sowie bräunlichen bis gelbgrünen Tönen, das bräunliche Basalfeld umrahmend. Das Säulchen ist stumpf geschnäbelt, mit roten Staminodialpunkten im Narbenbereich.
Wichtigster Bestäuber der Art ist die Bienenart Eucera longicornis, deren Sexuallockstoff (Insektenpheromone) die Blüte nachahmt, die außerdem einige optische und taktile Schlüsselreize kopiert. Die Bienenmännchen versuchen mit der Blüte zu kopulieren (Pseudokopulation) und bekommen dabei ein Pollenpaket angeheftet.[3] Andere Insekten werden gelegentlich angelockt, spielen aber bei der Bestäubung nur eine geringe Rolle. Darunter ist auch eine Käferart, der Gartenlaubkäfer.
Blütezeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Blütezeit reicht von Mai bis Juni. Im Mittelmeerraum erscheint sie entsprechend früher.
Chromosomenzahl
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36.[4]
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Standort und Soziologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Magerwiesen, Halbtrockenrasen, auf buschigen Hängen und in lichten Kiefernwäldern. Auf mäßig trockenen Böden, stets auf kalkhaltigen Böden. Die Hummel-Ragwurz ist eine Charakterart des Verbands Mesobromion, kommt aber auch in trockenen Gesellschaften des Verbands Molinion vor.[4] Nach Baumann und Künkele hat die Art in den Alpenländern folgende Höhengrenzen: Deutschland 80–900 Meter, Frankreich 0–1280 Meter, Schweiz 240–1350 Meter, Österreich 150–650 Meter, Italien 5–1425 Meter, Slowenien 20–680 Meter. In Europa liegen die Höhengrenzen zwischen 0 und 1450 Meter. In der Türkei steigt die Art bis 1550 Meter auf.[2]
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Europa (mediterran, submediterran, nördlich bis ins südliche England, West- und Mitteldeutschland, Nordbayern, südöstliche Österreich). In Europa kommt die Art in Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Belgien, den Niederlanden, in der Schweiz, Österreich, Italien, im früheren Jugoslawien, in der früheren Tschechoslowakei, Ungarn, Rumänien, Albanien, Griechenland und in der Türkei vor. Außerhalb Europas hat sie Vorkommen im asiatischen Teil der Türkei, im Gebiet von Syrien, Libanon, Israel und Jordanien, in Zypern und Libyen.[5]
Systematik
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Erstveröffentlichung erfolgte 1770 unter dem Namen (Basionym) Orchis holoserica Burm. f. durch Nicolaas Laurens Burman in Nova Acta Physico-Medica Academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae Naturae Curiosorum Exhibentia Ephemerides sive Observationes Historias et Experimenta ... Band 4 (Appendix). S. 237. Synonyme für Ophrys holoserica (Burm. f.) Greut. sind: Ophrys fuciflora (F.W.Schmidt) Moench und Ophrys arachnites Lam.
Ophrys: von gr. ophrys = Augenbraue; holoserica: von lat. holosericus = dicht seidenhaarig.
Je nach Autor gibt es Unterarten und Varietäten, keine davon ist vom internationalen Gemeinschaftsprogramm bei den Royal Botanic Gardens WCSP akzeptiert:[6]
- Andros-Ragwurz (Ophrys holoserica subsp. andria (P.Delforge) Faurh.; Syn.: Ophrys fuciflora subsp. andria (P.Delforge) Faurh.): Sie kommt in der Ägäis vor. Als Bestäuber wurde Eucera nigrescens beobachtet.[7]
- Apulische Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica subsp. apulica (O.Danesch & E.Danesch) Buttler; Syn.: Ophrys fuciflora subsp. apulica O.Danesch & E.Danesch): Sie kommt im südlichen und östlichen Italien und im südlichen Sizilien vor. Als Bestäuber wurde Tetralonia berlandi beobachtet.[7]
- Bianca-Ragwurz (Ophrys holoserica subsp. biancae (Tod.) Faurh. & H.A.Pedersen,Syn.: Ophrys fuciflora subsp. biancae (Tod.) Faurh., Ophrys oxyrrhynchos subsp. biancae (Tod.) Galesi, Cristaudo & Maugeri): Sie kommt in Sizilien vor. Als Bestäuber wurde Eucera euroa beobachtet.[7]
- Bornmüllers Ragwurz (Ophrys holoserica subsp. bornmuelleri (M.Schulze) H.Sund., Syn.: Ophrys fuciflora subsp. bornmuelleri (M.Schulze) B.Willing & E.Willing, Ophrys bornmuelleri M.Schulze): Sie kommt vom östlichen Mittelmeerraum bis zum nördlichen Irak vor. Als Bestäuber wurde Eucera penicillata beobachtet.[7]
- Weißglanz-Ragwurz (Ophrys holoserica subsp. candica (E.Nelson ex Soó) Renz & Taubenheim, Syn.: Ophrys fuciflora subsp. candica E.Nelson ex Soó, Ophrys candica (E.Nelson ex Soó) H.Baumann & Künkele): Sie kommt von Sizilien bis zur südwestlichen Türkei vor.[7]
- Chestermans Ragwurz (Ophrys holoserica subsp. chestermanii J.J.Wood, Syn.: Ophrys fuciflora subsp. chestermanii (J.J.Wood) H.Blatt & W.Wirth, Ophrys chestermanii (J.J.Wood) Gölz & H.R.Reinhard): Sie kommt im südlichen Sardinien vor. Als Bestäuber wurde Psithyrus vestalis beobachtet.[7]
- Hohe Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica subsp. elatior (Paulus) H.Baumann & Künkele, Syn.: Ophrys fuciflora subsp. elatior (Paulus) R.Engel & P.Quentin): Sie kommt von Süddeutschland bis Istrien vor. In Süddeutschland wurde sie am Oberrhein zwischen Strasbourg und Basel beobachtet.[1] Wird von manchen Autoren auch als eigenständige Art angesehen: Ophrys elatior Paulus. Nach Baumann und Künkele hat die Unterart in den Alpenländern folgende Höhengrenzen: Deutschland 160–240 Meter, Frankreich 146–240 Meter.[2] Insgesamt kommt die Sippe in Höhengrenzen zwischen 140 und 750 Metern vor.[7] Ihre Blütezeit ist Anfang Juli bis Ende August.[2] Bestäuber ist die Blutweiderich-Langhornbiene Tetraloniella salicariae. Sowohl der Bestäuber wie die Hohe Hummel-Ragwurz sind stark gefährdet.[2]
- Ophrys holoserica subsp. grandiflora (H.Fleischm. & Soó) Faurh. (Syn.: Ophrys fuciflora subsp. grandiflora (H.Fleischm. & Soó) Faurh.): Sie kommt in der südlichen Türkei und auf Zypern vor.
- Hummel-Ragwurz (Ophrys holoserica subsp. holoserica): Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz für diese Unterart: Feuchtezahl F = 2w+ (mäßig trocken eber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 5 (basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[8] Nach Baumann und Künkele (1998) hat diese Unterart in den Alpenländern folgende Höhengrenzen: Deutschland 80–900 Meter, Frankreich 0–1280 Meter, Schweiz 240–1350 Meter, Österreich 150–650 Meter, Italien 5–1425 Meter, Slowenien 20–680 Meter.[2] In Europa steigt die Unterart bis 1425 Meter Meereshöhe auf, in der Türkei bis 1550 Meter.[2]
- Lacaitas Ragwurz (Ophrys holoserica subsp. lacaitae (Lojac.) W.Rossi, Syn.: Ophrys fuciflora subsp. lacaitae (Lojac.) Soó, Ophrys lacaitae Lojac.): Sie kommt von Kroatien und Italien bis Malta vor. Als Bestäuber wurde Eucera eucnemidea beobachtet.[7]
Weitere Unterarten (noch unter dem Namen Ophrys fuciflora) sind:
- Ophrys fuciflora subsp. oblita (Kreutz, Gügel & W.Hahn) Faurh., H.A.Pedersen & S.G.Christ., Ophrys oblita Kreutz, Gügel & W.Hahn: Sie kommt vom südlichen Griechenland bis Israel vor.
- Schnabel-Ragwurz (Ophrys holoserica subsp. oxyrrhynchos (Tod.) H.Sund., Syn.: Ophrys fuciflora subsp. oxyrrhynchos (Tod.) Soó, Ophrys oxyrrhynchos Tod.): Sie kommt in Süditalien und Sizilien vor.
- Ophrys fuciflora subsp. pallidiconi Faurh.: Sie kommt in der Türkei vor.
- Kleingefleckte Ragwurz (Ophrys holoserica subsp. parvimaculata (O.Danesch & E.Danesch) O.Danesch & E.Danesch, Syn.: Ophrys fuciflora subsp. parvimaculata O.Danesch & E.Danesch): Sie kommt im südlichen Italien vor. Als Bestäuber wurde Eucera nigrescens beobachtet.[7]
- Ophrys fuciflora var. ziyaretiana (Kreutz & Ruedi Peter) Faurh. & H.A.Pedersen: Sie kommt von der südlichen Türkei bis ins nördliche Israel vor.
Naturschutz und Gefährdung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hummel-Ragwurz ist in Deutschland durch die BArtSchV besonders geschützt.[1] Aufgrund ihrer relativen Seltenheit ist die Art in Deutschland gefährdet. Größere Vorkommen existieren in Baden-Württemberg (Oberrhein, Alb) und in Rheinland-Pfalz / Saarland (Eifel/Mosel). Insgesamt konnte in den letzten Jahren in Süddeutschland aber eine deutliche Ausbreitung der Art beobachtet werden; sie galt zum Beispiel in Nordbayern und Hessen als ausgestorben, wurde aber neuerdings wiedergefunden. Auch im Havelland/Stadtgrenze Berlin-Spandau sind sie vorhanden.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Gerald Parolly: Ophrys. In: Schmeil-Fitschen: Die Flora Deutschlands und angrenzender Länder. 98. Auflage. Verlag Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2024, ISBN 978-3-494-01943-7. S. 195.
- ↑ a b c d e f g Helmut Baumann, Siegfried Künkele: „Orchidaceae“. In: Oskar Sebald u. a.: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 1. Auflage Band 8, Seite 416–418. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3359-8
- ↑ Hannes F. Paulus: Wie Insekten-Männchen von Orchideenblüten getäuscht werden – Bestäubungstricks und Evolution in der mediterranen Ragwurzgattung Ophrys. In: Denisia. Band 20. zugleich Kataloge der oberösterreichischen Landesmuseen Neue Serie 66, 2007, S. 255–294 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 278.
- ↑ World Checklist of Selected Plant Families 2010, The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. In: Datenblatt Ophrys holosericea In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Rafaël Govaerts (Hrsg.): Ophrys – Datenblatt bei World Checklist of Selected Plant Families des Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew. - dort sind die genannten Namen am 25. November 2016 nicht akzeptiert.
- ↑ a b c d e f g h i Helmut Baumann, Siegfried Künkele und Richard Lorenz: Orchideen Europas mit angrenzenden Gebieten. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2006, Seite 146–204.
- ↑ Ophrys holosericea (Burm. f.) Greuter subsp. holosericea In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 8. Dezember 2024.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ophrys holoserica. auf FloraWeb.de
- Hummel-Ragwurz. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Verbreitungskarte für Deutschland (Arbeitskreise Heimische Orchideen)
- Verbreitung in der Schweiz (AGEO)
- Bei: Die Orchideen der Rhön Ophrys fuciflora, Hummel-Ragwurz
- Bei: Orchideen der Südsteiermark Ophrys holoserica, Hummel-Ragwurz
- AGEO Schweiz Ophrys holoserica