Jens Lüng und eie Jungfrau, Mett oder Merret.
(Seine Tochter Ellen und sein Sohn Jacob Lüng waren
damals noch nicht geboren.) Obgleich sonst keine Men-
schen mehr auf List waren, so gingen doch Jens und
Mett, die nun seine Frau wurde, Sonntags wie früher
zur Kirche. Da kein Prediger und kein Küster erschien,
denn auch diese waren ertrunken,*) so stimmte Jens
einen Geſang an und Mett hielt ein Gebet. So lebten
sie noch viele Jahre auf List in Gottesfurcht und Frie-
den. Als aber die Dänischen nun kamen und das
ganze Listland haben wollten, und zwei Fanöer an-
fingen , sich Häuser zu bauen auf Meelhörn und der
Sand die Kirche zu verschütten begann, da grämte sich
Jens fast todt. Nein, sprach er, ich halte es hier nicht
länger aus. Er brach ſeine Hütte ab, belud damit ſeinen
großen Ewer und mit ſeinen übrigen Sachen, nahm
auch aus der alten, später ganz im Sande untergegan-
genen Kirche auf List den Altar mit und segelte süd-
wärts nach Hörnum."**)
"Jaman !" — fiel Mei Aanken ihr jetzt in die Rede :
— "Da hat er ja den Altar aus der Kirche gestohlen," —
"Accurat!" — sprach Steven Taken: — "Er
hätte nach Artikel 47 des Landrechts gerädert werden
sollen." —
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*) Es scheint, daß alle seit der Pest von 1350 noch übri-
gen Prediger auf Sylt 1362 ertrunken wären.
**) Jens Lüng war der letzte friesische Bewohner des List-
landes. Sein ehemaliger Stavenplatz ist noch sichtbar, liegt in
dem sogenaunten Jens-Lüngthal. Auch von den altfriesischen
Dörfern, Blidum und Bargſum sind noch Spuren in den Lister-
dünen. Selbst die alte Kirchstelle kennt man dort noch.
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Erscheinungsbild
Detdiar sidj as efterluket wurden.